Was ist Osteopathie?

Die Osteopathie ist keine neue Erfindung. Sie wurde von Andrew Taylor Still (1828-1917) bereits 1874 entdeckt. Er kannte die damals gängige Medizin durch seinen Vater, der Mediziner war und dem er oft bei der Arbeit geholfen hatte. Als Still zwei seiner Kinder an einer Hirnhautentzündung verlor, hinterfragte er immer mehr den Ursprung von Krankheiten und zog daraus seine Philosophie, die den Körper als Einheit in den Mittelpunkt stellte. Krankheiten und Symptome erkannte er als Folgen von Funktionsstörungen und Blockaden, die es anzugehen gilt, um dem Körper wieder zu ermöglichen, sich selbst zu heilen.

"Find it, fix it und der Körper erledigt den Rest" (A.T.Still)


Die 5 Grundsätze der Osteopathie:

1. Der Körper ist eine Einheit

Das heisst, alle Strukturen wie Organe, Muskeln, Nerven, Knochen, sind miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Ist ein Teil davon beeinträchtigt, hat es in einem anderen Bereich Folgen, ähnlich wie wenn ein Zahnrad in einer Maschine stehen bleibt.

2. Selbstregulierung oder innere Heilungskräfte

Der Körper versucht von Natur aus, sich im Gleichgewicht zu halten. Er bekämpft Keime, wehrt sich gegen Stress, passt sich äusseren Gegebenheiten bestmöglich an. Sind seine Selbstheilungskräfte erschöpft, überfordert oder kann er ein Problem nicht selbst beheben, bricht eine Krankheit oder ein Symptom aus. Äussere Faktoren können zum Beispiel Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten sein. Aber auch starke psychische Probleme, Stress, Unfälle oder Schockerlebnisse können zu Auslösern von Gesundheitsproblemen werden.

3. Die Regel von Arterie und Vene

Das Bedeutet: ohne gute Durchblutung und Flüssigkeitsversorgung funktionieren keine Zellen und damit auch keine anderen Strukturen. Es muss ein ständiger Zu- und Abfluss von Blut und anderen Körperflüssigkeiten herrschen, damit das Gleichgewicht, sowie die Ver- und Entsorgung im Körper gewährleistet werden kann. Zum Beispiel wird durch eine reduzierte Durchblutung die Sauerstoffversorgung schlechter und es fallen Abfallstoffe wie Laktat etc. an, die im Muskel zu Übersäuerung und Schmerzen führen können. Bei zu engen Gamaschen entstehen Druckstellen mit Gewebeveränderungen bis zu Nekrosen. Ein schlecht durchblutetes Organ kann geschwächt und in seiner Funktion beeinträchtigt werden.

4. Form folgt Funktion

Funktion und Form hängen voneinander ab. Das heisst, dass sich die Form der Funktion anpasst aber auch dass sich die Funktion gemäss der äusseren Form verändern kann.  Darum kann eine andauernde Fehlbelastung zu einem veränderten Aussehen führen, was dann wiederum Einfluss auf Bewegungen oder Strukturen hat, die mit der Zeit zu Folgen, weit weg vom Ursprungsproblem führen können.

5. Leben ist Bewegung

Oder anders gesagt: Stillstand führt zum Tod. Jedes Lebewesen, jedes Organ, jede Zelle, muss beweglich sein, um in der Umwelt und gegenüber den äusseren Bedingungen bestehen zu können. Kommt es zum Beispiel durch ein Trauma (Schlag, Verdrehung, Druck) zu einem Stillstand der Bewegung, leidet die innere Beweglichkeit. Durch solche Blockaden kann ein ganzes System ausgebremst werden. Dies zeigt sich dann in Unflexibilität, Steife...einem Leben mit "angezogener Handbremse" oder anders gesagt in fehlender Lebendigkeit. Äussern kann sich dies beispielsweise im Unvermögen, adäquat auf äussere Reize zu reagieren. Solche Pferde können scheu, schreckhaft oder tollpatschig sein.



Die Aufgabe der Osteopathie ist es, das gestörte Gleichgewicht auf allen funktionellen Ebenen wieder herzustellen, indem sie den Geweben die Mobilität und Motilität zurück gibt. So soll dem Körper ermöglicht werden, seine Selbstheilungskräfte wieder zu nutzen. Damit lässt sich auch erklären, warum oft nicht ein sofortiges Ergebnis aus einer Behandlung resultiert. Der Körper braucht meistens ein paar Tage Zeit um sein Gleichgewicht wieder zu finden, sich neu zu organisieren und die eingeleiteten Veränderungen umzusetzen. Sei deshalb nicht enttäuscht wenn das gewünschte Resultat nicht schon am nächsten Tag sicht- oder fühlbar ist. Das bedeutet nicht, dass es nichts genützt hat. Es spielen sehr viele Faktoren eine Rolle, die uns manchmal gar nicht so bewusst sind.